Im April 2016 fand der erste SV-Kurs speziell für Frauen der Abteilung Ju-Jutsu des PSV Wiesbaden statt. Über zwei Sonntagnachmittage verteilt (17.04. & 24.04.) gaben zwei erfahrene Mitglieder unseres Trainerteams – Julia Spengler und Achim Nawrath – einer kleinen Gruppe an hochmotivierten Interessentinnen einen mehrstündigen Einführungskurs in die Welt der Selbstverteidigungstechniken.
Der Kurs war nach der sogenannten „SV-Ampel“ aufgebaut und strukturiert. Zu dem Bereich der Prävention (grün) wurden zunächst Informationen vermittelt, um gefährliche Situationen zu erkennen und zu vermeiden. Sollte sich dennoch eine potentiell gefährliche Situation anbahnen bzw. nicht vermeiden lassen (gelb), wurden Techniken vermittelt bzw. einstudiert, welche die körperliche Auseinandersetzung verhindern können, wie z.B. der Einsatz von Stimme, Körperhaltung und Aufbau und Wahrung der physischen Distanz zum Angreifer. Für den Fall, dass die Vermeidung der Auseinandersetzung nicht gelingt (rot), wurden letzten Endes grundlegende Techniken der Selbstverteidigung demonstriert und eingeübt.
So lernten die Frauen in unserem SV-Kurs, sich sowohl mit Stimme, Körperhaltung und Gesten zu verteidigen (bzw. potentielle Angreifer auf Abstand zu halten), als auch sich tatkräftig mit Handballenstößen, Schlägen, Tritten, Ellenbogen- und Kniestößen etc. zu Wehr zu setzen. Ein weiterer Fokus lag auf verschiedenen Techniken, Griffe eines Angreifers (ans Handgelenk, in die Kleidung, etc.) schnell und effektiv zu lösen sowie dessen Schläge und Tritte abzublocken. Alle Techniken wurden im Miteinander – z.T. unter Einsatz von Pratzen und Schlagpolstern – eingeübt.
Neben der „Praxis“ kam zudem auch die „Theorie“ der Selbstverteidigung nicht zu kurz. So wurden z.B. zwischen den Trainingsphasen anschaulich Informationen bezüglich geeigneter Zielstellen des menschlichen Körpers und körpereigener Waffen vermittelt. Darüber hinaus demonstrierten die beiden Trainer auch Beispiele für improvisierte Waffen (wie z.B. Regenschirm, Tasche, Taschenlampe, Stift etc.), deren „Einsatz“ für den Verteidigungsfall anschließend wieder von den Teilnehmerinnen eingeübt wurde. Ein weiterer Aspekt der theoretischen Einheiten war die Beschäftigung mit dem Thema Notwehr und Nothilfe.
Am zweiten Wochenende standen dann neben den bereits benannten Techniken insbesondere Rollenspiele im Mittelpunkt, in denen verschiedene brenzlige Situationen nachgestellt und Verhaltensalternativen eintrainiert wurden. Der Abschluss des SV-Kurses bot den Teilnehmerinnen ferner letztlich noch einen ganz speziellen Höhepunkt: die Frauen wurden von einem „Angreifer“ in einem Ganzkörper-Schutzanzug (der „Black Man“) „belästigt“. Hier konnten nun alle zuvor gelernten Techniken – sowohl die verbale wie auch die physische Verteidigung – realitätsnah und im vollen Umfang eingesetzt werden. Wenn die verbale Deeskalation somit nicht ausreichte, um den Angriff abzuwehren, gab’s für den „Black Man“ ganz real und „ohne Rücksicht auf Verluste“ etwas auf die Mütze bzw. den Schutzhelm.
Wir freuen uns darauf, Teilnehmerinnen auch im regelmäßigen Training wiederzusehen, denn „Selbstverteidigung muss immer wieder trainiert werden“.